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Vorsicht bei Operation älterer Menschen!

Vorsicht bei Operation älterer Menschen!

“Operation gelungen, Patient Pflegefall” lautet der Titel eines Beitrags der F.A.Z. am 24.1.16.
Die Quintessenz: ältere Patienten überstehen (größere) Operationen nicht so leicht und bedürfen deshalb größter Zuwendung und besonderer Sorgfalt bei der gemeinsamen Planung!
Die Änderung der gewohnten Umgebung, Umstellung vieler Medikamente und andere Bezugspersonen reichen bereits, um einen derart großen Stress zu erzeugen, dass eben noch (in ihrem Umfeld) völlig selbstständige Menschen von jetzt auf gleich hilfebedürftig und orientierungslos werden können.
Hinzu kommt die Belastung einer Operation und der dazugehörigen Narkose. Statistiken weisen nach, dass erschreckend viele ältere Patienten nach einer OP keine “Reserven” mehr besitzen, um den gesamten Stress folgenlos zu überstehen. Bleibende geistige Einschränkungen sind keine Seltenheit. Eine große amerikanische Studie aus Chicago, die 2012 veröffentlicht wurde, hat 9 Jahre lang verfolgt, wie lange ältere Menschen brauchen, um sich nach einer solchen Klinikbehandlung zu erholen. Nach besonders schwierigen Eingriffen lag die geistige “Alterung” bei bis zu 14 Jahren!
Die Verwirrung beginnt oft mit dem Aufwachen auf der Intensivstation. Die Umwelt wird nicht mehr richtig wahrgenommen, die Orientierung ist verloren und manchmal sind solche Patienten panisch und kaum im Bett zu halten oder aber reagieren völlig apathisch. Dies wird als “Durchgangssyndrom” bezeichnet und ist oft nur mit massiver Medikamentengabe und sogar Fixierung durchzustehen. Die besseren Verläufe werden “durchgangen”, die schlechteren erholen sich nie mehr völlig.
Delir Patienten haben dann sogar ein doppelt so hohes Risiko, die Klinik nicht mehr lebend zu verlassen.
8 Millionen Menschen im Rentenalter werden in Deutschland pro Jahr stationär aufgenommen. Studien zufolge rutscht jeder 5. in ein Delir. Besonders gefährlich: Operationen bei über 70-jährigen.
Bei Hüftgelenkoperationen hat jeder 2. eine solche Bewusstseinsstörung, bei Herzoperation unglaubliche 4 von 5!
Der richtige Zeitpunkt eines bevorstehenden und planbaren großen Eingriffs wie Gelenkprothesen- oder Wirbelsäulenoperation sollte also um keinen Preis verpasst werden.

Mein Vater wachte nach eine Bypass OP im Alter von 82 Jahren im Durchgangssyndrom auf, bedurfte etwa 8 Monate, um sich zu erholen und war nie mehr ganz derselbe. Aus dieser persönlichen Erfahrung kann ich nur den Rat geben, als Angehöriger so eng wie möglich eine solche OP zu begleiten. In der Aufwachphase und in der Folge anwesend zu sein, ist eine riesige und unersetzliche Hilfe.