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Achillessehnenriss behandeln ohne OP und ohne Ruhigstellung!

Achillessehnenriss behandeln ohne OP und ohne Ruhigstellung!

Heute möchte ich von einer ganz besonderen Behandlungsmethode  in einem Einzelfall (nicht in meiner Praxis) berichten, die als Ausnahme zu sehen ist und keinesfalls den Behandlungsstandard darstellt.

Ein 40-jähriger männlicher Patient, 182 cm, 75 kg, geringe berufliche körperliche Belastung, wenig sportlich.
Am Unfalltag Teilnahme an privatsportlichem Fußballspiel. Beim langsamen Rückwärtslaufen ohne Gegnereinwirkung Knallgeräusch und Schmerz li. Wade /Achillessehne.
Üblicherweise erfolgt die “vor Ort” Diagnostik mit dem Thompson Griff, im weiteren Verlauf sichern Ultraschall und MRT die Verdachtsdiagnose. 
Es gibt prinzipiell eine operative und eine konservative (d. h. nicht operative) Behandlungsmethode. In beiden Fällen erfolgt eine Ruhigstellung in Gips oder Orthese. Über die “üblichen” schulmedizinischen Methoden mit ihren Vor- und Nachteilen hatte ich bereits geschrieben und werde weiter berichten.
In diesem Fall kannte der Patient die “neue” Behandlungsmethode des Fasziendistorsionsmodells (FDH) und lehnte die Ruhigstellung ab. 
Es erfolgte die sofortige Umwicklung des Unterschenkels und Kühlung. Anschließend lief der Patient selbstständig ohne Zuhilfenahme von immobilisierenden Hilfsmitteln mit dem Ziel einer schmerzadaptierten Vollbelastung.
Die erste Behandlung nach FDH erfolgte am Folgetag mittels Triggerbandbehandlung in der Wadenmuskulatur von innen- und außenseitig, im Verlauf der AS und  Kniekehle bis Fersenbein. Über Nacht Bandagierung und Kühlung (B&K). Am 2. Tag 2-malige Behandlung wie vor. Anschließend Ausstreichen der Wadenmuskulatur mittels Zylinder. Weiterhin B&K. Ab 4. Tag 1 x täglich Behandlung, ab 2. Woche 2-3 x wöchentlich. Zusätzliches Schröpfen. Nach 10 Tagen begann funktionelles Training der propiorezeptiven Muskulatur (Wadenmuskulatur, die für Reflexe verantwortlich sind). Dazu Stehen im Einbeinstand  (je re. und li. Bein!) mit zusätzlichen Schwierigkeiten wie Fangen und Werfen. 5 Wochen Fortsetzen der Übungen. Zur Beseitigung der Restschmerzen Dehnungen um Fersenbein und Sprunggelenk (Kontinuumdistorsionen). Im weiteren Verlauf Sprungübungen beidbeinig, später einbeinig. Erstes Pass- und Schusstraining. Nach 12 Wochen war der Zehenstand möglich. Die Wadenmuskulatur war im Seitenvergleich 3 cm umfangsvermindert. Bereits ab der 2. Woche durchgeführtes Ganzkörper EMS Training (Elektromuskelsstimulation, ich hatte darüber bereits berichtet). Erstes Joggen nach 13 Wochen. 
MRT Kontrolle nach 5 Monaten zeigt eine nahezu vollständig wiederhergestellte AS.

Zusammengefasst aus Manuelle Medizin,Band 55, Heft 6, Dezember 2017