Das Tietze Syndrom

Eine Schwellung seitlich unterhalb des Halses, die im Spiegel auffällt und zunehmend Schmerzen bereitet, ist nicht selten Grund für eine Konsultation bei einem Orthopäden.
Die Schwellung, meist am oberen Rand des Brustbeins, wird Tietze Syndrom genannt.
Es handelt sich um eine Entzündung des Rippen / Brustbeingelenks und ist deshalb leicht seitlich des Brustbeins zu finden. Häufig ist die erste Rippe betroffen, da hier zusätzlich zur Rippe auch das Schlüsselbein mit dem Brustbein verbunden ist. In aller Regel ist diese Schwellung zwar schmerzhaft, aber völlig harmlos. Ein Röntgenbild und manchmal ein CT oder MRT schließen die seltene Möglichkeit einer tumorösen Veränderung aus.

Zur Entstehung gibt es einige Annahmen. Die Tatsache, dass sie sehr häufig bei Frauen im mittleren Lebensalter auftritt, die selten oder gar nicht Sport getrieben haben, gibt mir Anlass zu der Vermutung, dass eine Veränderung der Körperhaltung eine Ursache sein könnte.
Das Zusammensacken des Oberkörpers durch untrainierte Muskulatur des Schultergürtels und der Wirbelsäulenstrecker, drückt die erste Rippe von unten gegen das Schlüsselbein, das nun selbst leicht hochgedrückt wird und die Verbindung zum Brustbein nicht mehr aufrecht hält. Das erklärt die Schwellung. Es kommt zur falschen Beweglichkeit, die eine Entzündungsreaktion auslöst und die Schwellung zusätzlich vergrößert.
Im Gegensatz zur Wikipedia Beschreibung verschwindet diese Schwellung nicht unbehandelt in einigen Monaten.
Im Gegenteil, oft kommen weitere Schwellungen in den Folgejahren hinzu. 
Der Orthopäde kann die schmerzhafte Entzündung mit der Injektion einer kleinen Menge Kortison behandeln. Manchmal sind mehrere Injektionen in Abständen notwendig. Mit den Schmerzen verschwindet auch der entzündungsbedingte Anteil der Schwellung.
Es ist ungemein wichtig, den Patienten davon zu überzeugen, die rückseitige Schultergürtelmuskulatur aufzubauen und zu trainieren. Damit wird der Druck auf das Rippen / Brustbeingelenk genommen und weiteren Tietze Syndromen vorgebeugt.
Weist der Patient darauf hin, bereits Sport zu treiben, sollte genau nachgefragt werden. In aller Regel erweist sich das Training im Detail als nicht ausreichend.