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Herzversagen / Null-Linie / Defibrillator…. so ein Quatsch!

Herzversagen / Null-Linie / Defibrillator…. so ein Quatsch!

Ich muss mit etwas aufräumen, was mich schon jahrelang ärgert. Wenn im Fernsehen oder Kino im Rahmen eines Notfalls das Herz stillsteht, Null-Linie, und keiner mehr weiterweiß, wird der Defibrillator geholt.
Dann alle zurücktreten und PENG und wieder PENG und wieder… bis das Herz schlägt oder der Tod festgestellt wird. 
So ein Quatsch! Am liebsten würde ich 10 Ausrufezeichen dahinter machen! Ich denke mit Entsetzen an all die Defibrillatoren, die seit einigen Jahren in Tennisvereinen und anderen Sportplätzen bereitstehen. 
Also zum Mitschreiben: das Gerät heißt Defibrillator, weil es defibrilliert. Das Herz hat (meist nach einem Herzinfarkt) die Fähigkeit verloren, einen geordneten Stromimpuls abzugeben, der Stromfluss durch das Herz ist unterbrochen.
Ein Stromfluss, der die typische EKG-Kurve zeigt und widerspiegelt, dass der Stromimpuls erst die Vorhöfe schlagen lässt und dann die Kammern. Badamm, badamm. So klingt der Herzschlag. 
Der Herzinfarkt ist undurchblutetes (und bald absterbendes) Herzgewebe, das auf dem Weg des Stromflusses liegt. Das Herz hat aber noch ungeordnete, in alle Richtungen gehende Stromflüsse, die sich zum Teil gegenseitig eliminieren oder stören. Dadurch kommt kein Herzschlag mehr zustande.
Das Herz fibrilliert! Keine Null-Linie, sondern Linie mit Ausschlägen, mit Zuckungen, das Herz will einen Puls erzeugen, schafft es aber nicht.
Und nun kommt der Defibrillator und defibrilliert!  Der Notarzt will die völlig asynchronen Herzaktionen platt machen! Wörtlich! Die Null-Linie ist das Ziel des Defibrillators und nicht der Ausgangspunkt.
Wenn die Null-Linie erreicht ist, kann das Herz eventuell wieder geordnet schlagen. Manchmal von allein, manchmal erst durch energischen Faustschlag des erfahrenen Notarztes auf die Brust. Oder durch Medikamente, die gespritzt werden. 
Wenn das Herz aber nicht mehr schlägt, muss externe Herzmassage in Kombination mit Beatmung durchgeführt werden. Wenn das Herz steht, steht auch die Atmung. 
Reanimation, 30:2,  “staying alive”, Sie erinnern sich?
Die richtige Reanimation ist wesentlich wichtiger als die unsachgemäße Benutzung eines Defibrillators.

Die modernen Defibrillatoren sind allerdings meistens klüger als die Laienanwender. Sie können beim Auflegen der Elektroden das EKG lesen, die Situation erkennen und verweigern nötigenfalls den Impuls.